Basis und Definition(en):
Um Ausbrüche systematisch und überprüfbar umzusetzen, benötigen wir zunächst eine Definition:
(1) was man in diesem Falle eigentlich vom Chart sehen will
(2) und von welchen Ausbrüchen man da genauer spricht.
Irgendwo bricht ja schließlich immer mal “was” aus. Im Prinzip würde es ja auf den ersten Blick genügen, wenn man irgendeine Zeiteinheit wählt und dort gezielt nach “Ausbruchssituationen” sucht.
Um Ordnung zwischen den schier unendlichen Ausbrüchen auf unterschiedlich stattfindenden Zeiteinheiten zu schaffen, benötigen wir zunächst also eine Klassifizierung.
Die Definition lautet: Es gibt Zeiteinheiten und Trendstufen. Dabei ist zu beachten, dass es unendlich viele Zeiteinheiten gibt (M1, M15, M16, M19.5, H1, H14.342 , D1) aber nur wenige Trendstufen.
Zwar sieht die Zeiteinheit “real” aus, jedoch existiert sie eigentlich gar nicht. Was existiert sind die Trendstufen, die mittels Zeiteinheiten aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt werden. Der Gegenstand meiner Untersuchung ist damit nicht die Zeiteinheit direkt, sondern die eigentliche Trendstufe. Die Zeiteinheit stellt damit eine Lupe dar, mit der wir auf unterschiedliche Stellen der verschiedenen parallel laufenden Trendstufen schauen. Ferner ist sie, also die Zeiteinheit, auch Vertreter der jeweiligen Trendstufe. Wechselt man die Zeiteinheit, wechselt man nicht zwangsläufig die Trendstufe. Wie komme ich von einer zur anderen Trendstufe? Nun, man skaliert die Zeiteinheiten solange, bis sich Bewegung und Korrektur aus Trendstufe 2 als eigenständige Trends darstellen lassen.
Um eine einheitliche sprachliche Definition vorzuschlagen, bietet sich diese Ergänzung an:
T1: Trendstufe 1: Monatschart: “langfristig” – Horizont: Jahrzehnte
T2: Trendstufe 2: D1/W1-Chart: “mittelfristig” – Horizont: Jahr(e)
T3: Trendstufe 3: H4/H1-Chart: “kurzfristig” – Horizont: Tag(e)
T4: Trendstufe 4: M15/M5/M1-Chart: “sehr kurzfristig” – Horizont: Minute(n)/Sekunden
T5: Trendstufe 5: Tick-Chart: “tickbasis” – Horizont: Sekunde(n)
Die Trendstufen sind in einer abnehmenden allgemeinen Bedeutung gelistet. Die höchste, wichtigste und stabilste Trendstufe stellt somit die Trendstufe 1 dar, während die niedrigste und fragilste Trendstufe die 5 ist. Darüber hinaus besteht eine nicht umgehbare Abhängigkeit. Bedeutet: Handle ich aus der Trendstufe 4 heraus (M15/M5/M1) handle ich gleichzeitig noch die Trendstufen 3, 2 und 1 mit. Dadurch entsteht die Abhängigkeit. Handle ich niedrigen Trendstufen muss die charttechnische Lage zwingend aus den höheren Trendstufen mitbedacht werden. Handle ich die höchste Trendstufe, also T1 (Monatsbasis), handle ich nur aus dieser Trendstufe heraus, weil sie die höchste ist.
Bedenkt man, dass die erste Trendstufe 1 durch den Monatschart repräsentiert wird, handelt es sich also um einen Horizont von mehreren Jahrzehnten. In der Praxis beginnen wir somit eine Trendstufe darunter. Im Fokus liegt daher folgende Trendstufen:
T2: Trendstufe 2: D1/W1-Chart: “mittelfristig” – Horizont: Jahr(e)
T3: Trendstufe 3: H4/H1-Chart: “kurzfristig” – Horizont: Tag(e)
T4: Trendstufe 4: M15/M5/M1-Chart: “sehr kurzfristig” – Horizont: Minute(n)/Sekunden
Ziel / Fokus:
Das Ziel soll also der Ausbruchshandel sein, den wir aus Basis der mittelfristigen Trendstufe 2 auf den kurzfristigen (3) bzw. sehr kurzfristigen Trendstufen (4) umsetzen. Entscheidend dabei ist die Gleichzeitigkeit. Zielgerichtetes Momentum entsteht bei besonders signifikanten Ausbruchsniveaus aus der Trendstufe (2).
Das genauer formulierte Ziel lautet daher etwas freier: Den Schwung der übergeordneten Ausbrüche aus Trendstufe (2) auf den kleineren Trendstufen zu nutzen.
Im Idealfall hat man gleichzeitige signifikante Durchbruchspunkte auf Trendstufe (2) und (3) die man eng gestoppt auf Trendstufe (4) umsetzen kann.
Vorgaben / Kriterien / Checkliste:
Die Trendstufen werden jeweils auf folgende 4 Haupt-Kriterien geprüft:
1.) Genereller Trendaufbau
1.1) Bewegungs- / Korrekturmuster
1.2) gleitende Durchschnitte
2.) Fibonacci Retracements / Extensions
3.) StopLoss-Level (einzeln / kombiniert) & Take Profit (einzeln / kombiniert)
4.) Sondereffekte (Korrelation von Währungspaaren, etc.)/ Uhrzeit / Nachrichten-Situation
Um diese Kriterien besser zu fassen, bietet sich dazu immer an das Ganze mal an einem Live-Beispiel durchzuführen.
Praxisbeispiel der 4 Kriterien am USD/CAD #082
Kriterium 1: Genereller Trendaufbau
Trendstufe (2): D1/W1-Chart: “mittelfristig” – Horizont: Jahr(e)
1) Genereller Trendaufbau:
Das Marktmuster ist ersichtlich steigend, da die Abfolge aus höheren Hochs und Tiefs nach oben zeigt.
1.1) Bewegungs-/Korrekturmuster:
Der Trend wurde im September 2014 etabliert und lässt sich maßgeblich in folgende Phasen unterteilen: Die erste Anstiegsphase von (1) bis (7). Von (7) bis (12) sahen wir eine größere Korrekturphase, die mit der blauen (2) markiert ist. Ausgehend von (12) brach der Markt die blaue Korrekturphase (2). Mit dem Hoch bei Punkt (13) lässt sich die Strecke von (12) bis (13) als Bewegung klassifizieren. Im Anschluss bildet sich eine extrem enge Korrekturphase zwischen (13) und (16).
1.2) Gleitende Durchschnitte:
Der Preis befindet sich über den 3 gleitenden Durchschnittsbändern: Grün (EMA/SMA20), Rot (EMA/SMA50) und Blau(EMA/SMA200). Der jüngste Test des grünen 20er-Bands verlief sehr bullisch.
Referenzpunkt / Fazit:
Werden die Hochs von (13) und (15) gebrochen, entsteht übergeordnet die nächste Bewegung. Die Hochs von (13) & (15) sind damit der Signalpunkt 2 bzw. unsere Referenzpunkte, idealerweise liegen diese alle auf einem preislichen Niveau. Das Brechen dieser übergeordneten Level sollte man untergeordnet ausnutzen können. Die engen Tiefs bei (14) und (16) deuten auf eine qualitative untergeordnete Umsetzung in den Trendstufen (3) und (4) hin!
Ergänzend wäre hier im übrigen der Pullback auf die (9), (11), (14) und 16er Zone mit dem roten 50er-Band interessant.
Trendstufe (3): H4/H1-Chart: “kurzfristig” – Horizont: Tag(e)
1) Genereller Trendaufbau:
Bis zum Ausbruch ist kein klarer Trend ersichtlich. Besonders auffällig ist das erste grüne Hoch (1) sowie die Hochs bei der grünen (9).
1.1) Bewegungs-/Korrekturmuster:
Abgesehen von der Seitwärtsphase von der grünen (1) bis (10) rückt vor allem die extrem englaufende Korrektur von (11) bis (17) in den Fokus.
1.2) Gleitende Durchschnitte:
Nach der Seitwärtsphase (horizontal aufeinander laufende EMAS/SMAS) entwickelt sich nach einer kleinen Konsolidierungsformation ein neuer “Fächer”, also das Momentum bewirkt ein Auseinanderdriften der gleitenden Durchschnitte, was für die Entstehung eines neuen Trends förderlich(kennzeichnend) ist.
Referenzpunkt / Fazit:
Referenzpunkt aus der Trendstufe 2 waren hier die Punkte/Widerstände bei (13) bzw. (15). In Kombination mit der Trendstufe (3) zeigen sich dort ebenfalls lokale Referenzpunkte grüne (1) bzw. grüne (9).
Trendstufe (4): M15/M5/M1-Chart: “sehr kurzfristig” – Horizont: Minute(n)
1) Genereller Trendaufbau:
Das Marktmuster ist klar bullisch. Sofort auffallend ist die extrem englaufende Korrektur zwischen der grünen (13 bis (20).
1.1) Bewegungs-/Korrekturmuster:
Diese Trendstufe kann man hier in mehrere große Abschnitte unterteilen: (1) bis (4) Korrektur, gefolgt von einer Bewegung von (4) auf (7). Es folgt wieder größere Korrektur, die man jedoch von (5) bis (10) fassen sollte. Von (10) bis (13) setzte die nächste Bewegung ein, die dann unglaublich engmaschig zwischen (13) und (20) konsolidiert wird.
1.2) Gleitende Durchschnitte:
Der Preis befindet sich über den 3 gleitenden Durchschnittsbändern : Grün (EMA/SMA20), Rot (EMA/SMA50) und Blau(EMA/SMA200). Der jüngste Test des grünen 20er+50er-Bands verlief bullisch.
Referenzpunkt / Fazit:
Referenzpunkt aus der Trendstufe 2 waren hier die Punkte/Widerstände bei (13) bzw. (15). In Kombination mit der Trendstufe 3 zeigen sich dort ebenfalls lokale Referenzpunkte grüne (1) bzw. grüne (9). Ergänzend muss man nun hinzufügen, dass der Markt zusätzlich extrem viele Extreme zwischen (13) und (20) der der Trendstufe 4 aufgebaut hat.
Das bedeutet rückwärts gelesen: Bricht der Markt die Hochpunkte bei (13) bis (20) aus Trendstufe 4, bricht er damit auch die Hochpunkte (1) und (9) aus Trendstufe 3 sowie die Hochpunkte (13) und (15) aus Trendstufe 2.
Kriterium 2: Fibonacci Retracements / Extensions
Trendstufe (2): D1/W1-Chart: “mittelfristig” – Horizont: Jahr(e)
In diesem Chart fällt auf, dass die Korrekturen von (7) und (8) bzw. (9) und (10) jeweils bis zu den tiefen Retracements gelaufen sind also 76,4 % und 61,8%. Die Korrektur von (11) auf (12) ging nur noch bis zum 23,6% Retracement, bevor ein nächster Durchbruch erfolgte. In der oberen Ausbruchssituation bei (13) (15) muss man feststellen, dass die Korrekturen (13)(14) und (15)(16) jeweils bis zum 38%-Retracement gelaufen sind und gleichzeitig die EMA20 angetestet wurde.
In dieser Konstellation gibt es eigentlich nur zwei interessante Punkte: den anvisierten Ausbruch über den Hochs (13) (15) oder den Rücklauf der Bewegung (12) auf (13) an das 61,8er Retracement, wo gleichzeitig auch die letzten Durchbruchshochs (9) und (11) sowie die EMA50 liegen.
Bei einem Ausbruch wäre das nächste nennenswerte Fibonacci-Extension-Widerstandslevel am 161,8er Niveau bei der psychologischen 1,1900er Marke.
Trendstufe 2 wird durch den Tages/ bzw. Wochenchart repräsentiert, wodurch es sich in diesem Fall um die TAGES-Emas/Smas handelt.
Trendstufe (3): H4/H1-Chart: “kurzfristig” – Horizont: Tag(e)
Aufgrund der rangelastigen Entwicklung, liegt für mich nur die Fibonacci-Extension von 161,8% im Fokus.
Aus der Trendstufe 2 wissen wir, dass das 161,8er Extension Level bei rund 1,1900 liegt. Aus der Trendstufe 3 liegt es bei 1,1735.
Trendstufe (4): M15/M5/M1-Chart: “sehr kurzfristig” – Horizont: Minute(n)
Grundsätzlich ist in diesem Punkt natürlich das Anlegen von Retracements/Extension fraglich, da wir uns auf der Trendstufe (4) befinden und damit die Bedeutung signifikant abnimmt. Im Fokus steht hier die 161,8er Extension bei 1,1710.
Zusammenfassend liegen 3 projizierte Widerstände vor:
Trendstufe 2: 1,19 | Trendstufe 3: 1,1735 | Trendstufe 4: 1,1710
Kriterium 3: StopLoss-Level (einzeln / kombiniert)
Trendstufe (2): D1/W1-Chart: “mittelfristig” – Horizont: Jahr(e)
Nennenswerte Widerstände sind hier mit einer großen (2) gekennzeichnet. Man könnte zusätzlich noch eine weitere Unterstützung am Beginn der Bewegung von (12) auf (13) legen
Trendstufe (3): H4/H1-Chart: “kurzfristig” – Horizont: Tag(e)
Die Unterstützungen bzw. Widerstände aus dieser Trendstufe 3 wurden mit einer “kleinen (3)” gegenüber den großen Unterstützungen/Widerstände der Trendstufe 2 abgegrenzt.
Trendstufe (4): M15/M5/M1-Chart: “sehr kurzfristig” – Horizont: Minute(n)
Große 2: wichtige Marken auf T2
Mittlere 3: wichtige Marken aus T3
Kleine 4: wichtige Marken aus T4
Aus der Kombination ergeben sich 3 StopLoss-Varianten. Die SL#1-Variante ist wichtig, wenn ich aus der T4 heraus handle und sehr kurzfristig orientiert bin.
Die SL#2 Variante wäre aus der T3 heraus bzw die SL#3-Variante beim Handel aus T2 heraus relevant.
Ebenso sind Kombinationen wichtig. In diesem Beispiel zeigt sich ein Idealsetup, weil man aus der Trendstufe 4 heraus handeln kann mit einem sehr engem Stop Loss (Variante #1), gleichzeitig aber einen Ausbruch handelt, der dafür jedoch auf 3 unterschiedlichen Trendstufen stattfindet.
Anders formuliert: In diesem Fall bekommt man einen übergeordneten Ausbruch zu untergeordneten Konditionen. Abgesehen vom Ausbruch sind die 2 kleineren Fibonacci-Extensions (161,8er) bei 1,1710 und 1,1735 aus der vorherigen Analyse bekannt. Eine weitere Extension liegt bei 1,1900. Angedacht ist daher ein Trade, der bei Entry #1 eingegangen wird mit der SL#1-Variante. Im Idealfall bricht also der Markt aus, zieht bis zu den 2 kleineren Extensions bei rund 1,1710-35, korrigiert wieder zurück aufs Ausbruchniveau, und setzt dann den Trend aus Trendstufe 3 bzw. 4 fort. So könnte man 2 Positionen beim Entry#1 aufbauen. Beide ähnlich gestoppt. Die erste “schnelle” zielt auf den direkten Ausbruch ab und die 2. wäre die Position, die man laufen lassen könnte bis zur 1,1900.
Kriterium 4: Sondereffekte (Korrelation von Währungspaaren, etc.)/ Uhrzeit / News
Wenn man auf die Trendstufe 4 schaut, sieht man, dass der Ausbruch circa um die Mittagszeit stattfindet, genauer gesagt um 12:00 Uhr mittags.
Darüber hinaus ist es wichtig zu erwähnen, dass der 02.01.2015 ein Freitag war. Den Ausbruch hätte man in der Mittagszeit bekommen und bis zum Handelsschluss wäre man im Plus gewesen. Dennoch hätte man bei einer längeren Haltedauer das Wochenend-Risiko mitbedacht werden müssen!
FAZIT:
Wenn man sich für Ausbrüche interessiert, wird man zunächst von den Zeiteinheiten und die damit verbundene Verschachtelung der Trends konfrontiert. Abhilfe schafft hier die Klassifizierung in Trendstufen, damit man zunächst eine Basis hat. Die Ausgangslage ist damit definiert, wobei man sich maßgeblich auf die Trendstufen 2, 3 und 4 konzentriert.
Jeder Ausbruch an sich ist einzigartig und wird in der exakt selben Form nie wieder auftreten. Das hört sich auf der einen Seite final an, aber auf der anderen Seite können wir mittels festgelegter Kriterien ähnliche Ausbrüche handeln.
Diese Kriterien stehen fest. Ziel dahinter sind Zonen, wo in allen 3 Trendstufen der Markt, also gleichzeitig, ein Durchbruch entsteht. Mit der Tages/Wochen-Trendstufe 2 “im Hintergrund” sollte die Wahrscheinlichkeit ansteigen, dass man davon etwas in den niedrigen Trendstufen abgreifen kann. Im Idealfall reitet man die Ausbruchsbewegung übergeordnet, mit einem anfänglichen untergeordneten Stop Loss. Der Take Profit setzt sich aus übergeordneten wichtigen Widerständen zusammen, sowie dem nachgezogenen StopLoss (z.B. in Trendstufe 4 nach Trend, also orientiert an den letzten Tiefs).
Am Ende gilt es also die 3 Trendstufen eindeutig zu klassifizieren. Ausbrüche auf Trendstufe 3/4 zu traden, setzt voraus, dass das Ausbruchslevel aus der Trendstufe 2, von der man immerhin abhängig ist, eine äußerst hohe Signalstärke vorweisen kann.
Dieses Bild veranschaulicht die besprochenen Aspekte am deutlichsten:
Diesbezüglich lohnt es auch die “Top10-Ausbrüche” anzuschauen.