Wie entstehen Kurse? Am Anfang war der Linienchart

 

Durch den bestmöglichen Ausgleich von Angebot und Nachfrage entstehen an der Börse Kurse. Diese Kurse werden in der so genannten “Times and Sales” -Liste zusammengefasst. Für einen historischen Rückblick wäre also die Analyse scheinbar endloserer Datensätze notwendig.

Times_and_Sales_Liste_Beispiel_Aktie

Dies ist weder praktikabel noch effizient. So wurden und mussten letztlich Darstellungsformen erarbeitet werden, die sowohl einen historischen Überblick bieten, als auch effizient umgesetzt werden konnten. Durch die Zusammenfassung bestimmter Datensätze entstanden die Zeiteinheiten. Zunächst die grafische Darstellung durch einen Linienchart.

Linienchart

Balken- bzw. Barcharts

Daraufhin entwickelten sich  die Balken- bzw. Barcharts. Während der Linienchart nur einen Punkt abbilden kann (z.B. Eröffnungskurs in Verbindung zum Zeitpunkt), enthält der Balkenchart deutlich mehr Informationen. Durch die Konstruktion hat der Balkenchart im Vergleich zum Linienkurs deutliche Vorteile. Auf dem M5-Chart betrachtet, stellt der Linienchart meistens lediglich nur die Schlusskurse der M5-Periode in einem Graphen dar. Was innerhalb dieser 5 Minuten-Spanne passiert ist, lässt sich daraus nicht entnehmen. Der Balkenchart wird mittels Hoch-, Tief-, Eröffnungs- und Tiefstkurs definiert.

Balkenchartkonstruktion

Somit wird nun mit dem Balkenchart deutlich, was innerhalb einer 5-Minuten-Spanne geschehen ist. Diese Passage hat eine hohe Bedeutung. Denn oftmals führt ein falsches Verständnis von diesem Sachverhalt zu einem Widerspruch zwischen Balken bzw. Candlesticks und  Zeiteinheiten. Die Balkendarstellung ermöglicht den “tieferen” Einblick, also in das, was in einer Spanne passiert ist. Demnach kann es gar kein Widerspruch zwischen Balken/Candlesticks und den jeweiligen Zeiteinheiten geben.

Balkenchartkonstruktion2

 

Candlestick-Charts

Candlesticks enthalten exakt dieselben Informationen wie Balken. Auch Candlesticks werden durch die OHLC-Informationen erzeugt (Open – High – Low – Close := Eröffnungskurs – Höchstkurs – Tiefstkurs – Schlusskurs). Während bei den Balken der Eröffnungskurs immer “links” und der schlusskurs “rechts” markiert ist (siehe Konstruktion), was beim Betrachten wesentlich anstrengender ist, werden bullische bzw. bärische Verlaufe durch klare Farbgebung erkenntlich – Ein Vergleich:

Balken_Candlestick

So gesehen sind Candlesticks ein Update der Balkendarstellung. Durch das “eindrucksvolle” Visualisieren wird das mühselige Betrachten der Balkencharts nicht mehr notwendig. Sowohl Balken- als auch Candlesticks ermöglichen einen Blick in eine gewisse Zeitspanne. Während man auf dem M5-Chart mit der Liniendarstellung nur den jeweiligen Schlusskurs sieht, zeigen Balken und Candlestick-Charts zusätzlich an, was INNERHALB! der 5-Minuten-Spanne passiert ist.

Candlestickdarstellung_Linienchart

 

Warum reicht nicht der Linienkurs?

Wozu soll man überhaupt wissen, was ‘in sich verschachtelt’ vorgeht?

 

Candlesticks bieten einen “vertieften” Einblick in die Preisaktion und damit mehr Informationen als der reine Linienchart. Candlesticks sind so gesehen Lupen, mit denen man die “innere” Preisaktion erkennen kann.

 

Aufgrund der Bestandteile von Kerzen können Informationen abgebildet und gewonnen werden, welche beispielsweise gegenüber dem Linienchart weitere Auskunft über den Verlauf und vor allen die Stärke einer Periode angeben. Hiermit lässt sich durch die einzelnen Unterarten herausfiltern in welcher Stimmung sich  ein Markt befindet bzw. wie Marktteilnehmer gehandelt haben oder könnten. Das wohl Wichtigste was es bei der Betrachtung von Candlesticks zu beachten gilt, ist die Definierung des vorherrschenden Trends bzw. der bestimmenden Trendarchitektur, denn nur somit lässt sich überhaupt ein Handelssystem in Kombination mit diesen ableiten.

Historischer Abriss

 

Interessanterweise gibt es die Kursanalyse mithilfe von Candlesticks schon lange, bevor es überhaupt Computer gab. Denn Candlesticks kamen erstmals im 16.-17. Jahrundert nach mehreren Generationen Entwicklung in Japan zum Einsatz. Munehisa Honma -einem Reishändler- beherrschte die Kunst der Analyse zur frühen Preisänderung im Reismarkt so gut, dass sein angehäuftes Vermögen in Japan als legendär galt und gilt. Außerdem wurden durch ihn diese Methode erstmals hochgeachtet und vor allen “populär”, wodurch die weitere Verbreitung begünstigt wurde. In der westlichen Welt wurde jerstmals mit der Übersetzung von japanischen Büchern in die englische Sprache der Weg für Candlestick – Analyse geebnet (ca. ab 1980). Eine der wichtigsten Personen hierbei ist wohl Steve Nison (seine Bücher gelten als Candlestick Bibeln) zu nennen. Heutzutage sind Kerzencharts so populär, dass sie aus der Technischen Analyse von Finanzmärkten nicht mehr wegzudenken sind.